Trommelgeburt – Teil 1

Es qualmt aus der kleinen Jägerhütte. Doch beim Näherkommen riecht der Rauch nicht nach Feuer, er durftet stattdessen aromatisch und würzig nach einer Kräuter-Harz-Mischung.

Heute wird eine Trommel geboren.

Die Hirschhaut liegt ausgebreitet auf dem Boden. Auf dem Tisch, den wir an die Wand geschoben haben, liegt eine Schale, in der Mitte darin eine Räucherschale und darum herum sind Räucherkräuter und Harze zu erkennen. Die Räucherschale werden wir den ganzen Tag benutzen. Zu Beginn des Tages starten wir jedoch mit einem Ritual. Wir denken an das Tier, das uns die Haut geschenkt hat und stimmen uns zusammen mit der Haut darauf ein, etwas Neues entstehen zu lassen. Magie: Aus Erstarrtem wird Weiches, formt sich neu und nimmt eine neue Gestalt an.

Der erste Schnitt mit der Schere ist ein Schritt hin zu einem Prozess, den wir nicht steuern können, wir begleiten ihn. Während jedem Trommelbau tauchen neue Herausforderungen auf. Wie schneiden wir die Schnüre so, dass sie ein einem Stück bleiben? Wo umgehen wir Schwachstellen? Die Haut ist zäh, für den Nackenbereich benötigen wir zeitweise eine Heckenschere. Wenn gar nichts mehr geht hilft manchmal Singen und Lachen, wir lösen das verbissene Schneiden damit auf. Gegen Ende des Tages werden wir Blasen an den Fingern haben und jeden Muskel in unserem Körper spüren.

Jede Haut verhält sich anders und es ist tatsächlich so: Beim Bearbeiten tauchen Aspekte und Fragen aus unserem Innern auf, die gelöst werden möchten. Vielleicht ist es wie auf dem Weg zum Glücklich-Sein: Wir leiden und nehmen den Schmerz wahr, dabei beobachten wir, was aus unserem Innern auftaucht ohne es beurteilen zu müssen, freuen uns auf das, was kommen mag und entstehen darf (nämlich eine klingende Trommel!) und vertrauen.

So mag der Tag in Ruhe und Frieden an unserem Feuer zu Ende gehen. Wir freuen uns auf die Vollendung.

Euer Kelten Rauch, Janine

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